Pidgin- und Kreolsprachen, wie entstehen diese Sprachen eigentlich? Das möchten wir in unserem Artikel näher betrachten. Sprache ist veränderlich und verändert sich besonders im Kontakt mit anderen Sprachen. Sind zwei Sprachen näher verwandt oder besteht eine lange „Nachbarschaft“, entwickelt sich daraus nicht unbedingt eine neue Sprache – die alten verändern sich einfach. Aber gerade bei Sprachen, die nicht eng miteinander verwandt sind, ist die Verständigung zwischen den Sprechern anfangs oft schwierig. Hier können neue Sprachen entstehen, die einen Kontakt erleichtern.
Sprachbildung durch Eroberung
Besonders die Kolonialzeit hat zur Entstehung vieler neuer Sprachen geführt, aber auch der Seehandel war Ursprung neuer, vereinfachter Sprachen. Als Ausgang für diese Pidgin-Sprachen dienen zwei oder mehr Sprachen, deren Sprecher „plötzlich“ in engem Kontakt stehen – sei es durch Handel oder das neue Zusammenleben. Hierbei wird die Grammatik oft erheblich erleichtert, es geht vor allem um die grundlegende Kommunikation mit wenig Vokabular. Häufig erhalten diese temporären Sprachen keinen eigenen Namen, da sie zweckgebunden sind und nicht an die nächste Generation weitergegeben werden.
Ein Beispiel für solche Pidginsprachen ist das baskisch-isländische Pidgin. Baskische Walfänger mit Stützpunkt im Norden Islands mussten sich mit den Einheimischen verständigen und haben so eine vereinfachte Mischsprache auf Grundlage des Baskischen mit Einflüssen des Englischen und Französischen etabliert. Da diese Sprache weder im Rest Islands noch im Baskenland zur Verständigung diente, war sie zweckgebunden und starb aus, sobald die Walfänger sich aus Island zurückzogen.
Weiterentwicklung zu Kreolsprachen
Auch wenn die Pidginsprachen behelfsmäßig am Anfang eines Sprachkontakts stehen und häufig wieder aussterben, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, können sich aus ihnen eigenständige und dauerhafte Sprachen entwickeln. Werden diese an folgende Generationen als Muttersprache weitergegeben, nennt man sie Kreolsprachen.
Gerade in der Karibik und in Afrika gab und gibt es vieler dieser weitergegebenen Mischsprachen. Hier findet häufig ein stärkerer Sprachausbau statt. Da die Sprache nicht länger auf bestimmte Gebiete beschränkt ist, müssen weiteres Vokabular, teils auch weitere Grammatik, eingefügt werden. Häufig dient die herrschende Sprache als Basis dafür.
Die Weiterentwicklung der Kreolsprachen kann auf ganz unterschiedliche Arten erfolgen – viele von ihnen sind für die Sprecher der „Basissprache“ nicht mehr verständlich, hier benötigen sogar Muttersprachler der Basissprache eine Untertitelung oder Übersetzung. Das gilt besonders für französischbasierte Kreolsprachen wie das Haitianische Kreol.
Tatsächlich gibt es auch eine deutsche Kreolsprache, das Unserdeutsch auf Papua-Neuguinea und in Australien.
In der Forschung gibt es noch viele offene Fragen zu Pidgin- und Kreolsprachen, selbst bei der Klassifizierung sind Wissenschaftler sich nicht immer einig.
Quelle:
Christian Lehmann: Pidgin- und Kreolsprachen unter https://www.christianlehmann.eu/ling/wandel/index.html?https://www.christianlehmann.eu/ling/wandel/pidgin_kreol.html