Wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt, warum ausgerechnet ein Hase an Ostern die bunten Eier versteckt? Ist das Langohr einfach ein Fruchtbarkeits- und Auferstehungssymbol? Eine mögliche Antwort soll ausgerechnet in einem Übersetzungsfehler liegen.
In der Vulgata, der lateinischen Bibelübersetzung des Kirchenvaters Hieronymus, ist in Psalm 104, Vers 18 von Hasen (lat. lepusculus) die Rede. Der Hase steht hier als Symbol für Schwäche, das schwächste Volk, bzw. den schwachen Menschen, der in Felsklüften Zuflucht findet, wie der Schwache bei Gott. Im hebräischen Original heißt das besagte Tier allerdings „shaphan“, im Deutschen „Klippschliefer“ oder „Klippdachs“, das vor allem in felsigen Gebieten Afrikas und Südostasiens vorkommt. Es liegt also die Vermutung nahe, dass Hieronymus hier eine kulturelle Anpassung vorgenommen hat, damit die europäischen Katholiken die Textstelle richtig deuten und verstehen können.
Damit ist allerdings noch nicht die Frage beantwortet, warum die Hasen an Ostern bunte Eier verstecken. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Tiere sich im Frühling stark vermehren und besonders um die Zeit sehr häufig zu sehen sind. Aus christlicher Sicht [nbsp]könnte es ein Zeichen der Dankbarkeit der Schwachen für den Schutz Christi sein, dem sie am Tag seiner Auferstehung Ausdruck verleihen. So lässt sich vielleicht zumindest die Hasenfrage beantworten. Natürlich gibt es noch weitere Theorien um den Ursprung der eierlegende Wollmilch… nein, des eierversteckenden Osterhasen, aber als Übersetzerin gefällt mir diese am besten. Wenn meine Tochter irgendwann nicht mehr an den Osterhasen glaubt und die „Warum?“-Phase beginnt, muss ich mir nur noch eine gute Erklärung für die bunten Eier zurechtlegen.