Die ältesten Schriftzeugnisse sind ungefähr 5000 Jahre alt. Bis zu diesem Zeitpunkt lässt sich demnach die Sprachentwicklung zurückverfolgen. Forscher gehen jedoch heute davon aus, dass es eine europäische Ursprache gibt, aus der sich in den letzten 15000 Jahren die verschiedenen Sprachen herausgebildet haben.
Eine Forschergruppe um Mark Pagel der University of Reading hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Ursprache zu rekonstruieren. Dafür untersuchten sie 200 häufig verwendete Wörter aus 7 europäischen Sprachfamilien und verglichen sie mit bereits von Sprachwissenschaftlern hergeleiteten Urwörtern, die im Zuge des Projekts Tower of Babel in einer Datenbank gespeichert wurden. Teilweise existieren darin für ein Wort mehrere mögliche Urwörter. Mit einer statistischen Methode können sie herausfinden, seit wie vielen hundert oder tausend Jahren ein Wort unverändert geblieben ist.
Zu einer besonders interessanten Erkenntnis gelangen sie im Jahr 2007: Mit Sprache verhält es sich wie in der Genetik. Je öfter ein Wort verwendet wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht ausstirbt oder sich verändert. Ebenso bilden sich Eigenschaften, die in der weiteren Entwicklung von Lebewesen nicht mehr wichtig sind, zu Rudimenten zurück oder sie verschwinden komplett. Beim Menschen wären dies z. B. das Steißbein, der Blinddarm oder die Weisheitszähne. Auf sprachliche Eigenschaften gemünzt bieten unregelmäßige Verben im Englischen ein sehr gutes Beispiel. Im Laufe der Zeit sind sie immer weiter ausgestorben und durch die Konstruktion Infinitiv + „ed“-Endung ersetzt worden. Unter den Verben, die heute noch unregelmäßig sind, befinden sich diejenigen, die am häufigsten benutzt werden, wie go – went – gone oder be – was/were – been. Anhand dieser Feststellung lässt sich ableiten, dass die unregelmäßigen Verben, die weniger häufig verwendet werden, höchstwahrscheinlich ebenfalls in Zukunft durch die „ed“-Endung ersetzt werden, während die Top 10 gute Chancen haben zu überleben.
Diese Untersuchung zeigt einmal mehr, wie schön es sein kann, sprachliche Entwicklungen zu beobachten und zu erforschen, ohne sie zu verurteilen oder aufhalten zu wollen.
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