Die Kunst der Übertitelung

Übertitel bei Opern-, Film- und Theateraufführungen werden zeitgleich zum gesprochenen oder gesungenen Text in einem Display oberhalb des Schauspiels eingeblendet. Wie bei Filmuntertiteln besteht eine besondere Herausforderung darin, die Übersetzung so anzupassen und ggf. zu kürzen, dass sie in 2 Zeilen à 40 Zeichen pro Übertitel passt, während keine wichtigen Informationen verloren gehen dürfen und die Sprache klar und neutral sein muss, um eine einfache Lesbarkeit zu gewährleisten.

Bei Opern- und Theateraufführungen kommt oft die Schwierigkeit hinzu, dass bei der Übersetzung die optischen Informationen mit einbezogen werden müssen, da sie vom Originaltext abweichen können. So werden bspw. bestimmte Requisiten nicht eingesetzt, die im Original jedoch erwähnt werden. Diese müssten in der Übersetzung ebenfalls weggelassen werden. Außerdem hat jedes Opernhaus seine eigene Übersetzungspolitik, die den Zweck der Übertitel vorgibt – inwiefern sie sich bspw. am Originaltext oder an der Inszenierung orientieren sollten. Diese Beispiele zeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Übersetzer/Übertitler und weiteren Fachleuten, wie Regisseur, Tontechniker, Requisiteur etc. ist.

In der Praxis sieht es so aus, dass der Übersetzer/Übertitler während der Vorführung den Text selbst live per Knopfdruck an der richtigen Stelle einblendet. Bei Filmen (z. B. auf Filmfestivals) sitzen zwei Dolmetscher, bzw. Sprecher in einer abgedunkelten Kabine im Saal und lesen mithilfe einer gedimmten Leselampe den übersetzten Text vor, der den Zuschauern über Kopfhörer übermittelt wird.

Obwohl man nicht dolmetschen muss, ist die Aufregung zu Beginn einer Aufführung oft groß: Hoffentlich kommen keine technischen Probleme auf! Habe ich auch keine Tippfehler übersehen? Oder schlicht: Kann ich während der ganzen Zeit mucksmäuschenstill sein – ohne Husten oder Räuspern?

Quellen:

Snell-Hornby, Mary; Hönig, Hans G.; Kußmaul, Paul; Schmitt, Peter A., (2005), Handbuch Translation, Tübingen, Stauffenburg Verlag Brigitte Narr GmbH

Zeitschrift MDÜ, 5/13

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