Ob Verkehrsschild, Karikatur oder Werbebotschaft – oft bringt eine einfache Grafik Sachverhalte auf den Punkt, für die Sprache viele Sätze braucht. Bilder und Übersetzungen gehen also auch Hand in Hand. Wie wichtig Visualisierung ist, unterstreicht das bekannte Sprichwort „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Die genauen Ursprünge der deutschen Version sind unklar, belegt ist allerdings die englische Variante: „One picture is worth a thousand words“ stand erstmals im Dezember 1921 in der Fachzeitschrift „Printer’s Ink“ in einer Anzeige von Fred R. Bernard.
Die Aussagekraft, die ein Bild haben kann, lässt sich an einer Vielzahl von Beispielen belegen. In Aufbau- und Installationsanleitungen finden sich in vielen Fällen Bilder, um die beschriebenen Handlungen zu verdeutlichen. In manchen Fällen wird sogar vollständig auf die Textkomponente verzichtet. Werbung setzt oft in erster Linie auf die Wirkung einer grafischen Darstellung und erst in zweiter Linie auf einen zusätzlichen Text. Nicht zuletzt wären viele Fachartikel, Zeitungsbeiträge oder Unternehmensinformationen wesentlich schwieriger zu verstehen ohne ergänzende Grafiken.
Bilder und Übersetzungen
Die Bedeutung der Bilder spielt auch für Übersetzungen eine Rolle – und das sogar in mehrfacher Hinsicht. Beim Beispiel von bebilderten Anleitungen muss der Übersetzer darauf achten, dass die Übersetzung noch mit den Informationen im Bild übereinstimmt. Gleiches gilt für Werbeanzeigen, Grafiken oder Fotos, die einen Artikel ergänzen. Denn wenn der Übersetzer die Bilder, die seinen zu übertragenden Text ergänzen, nicht im Auge behält, kommt es schnell zu einer „Text-Bild-Schere“ im weiteren Sinne. Der Begriff stammt aus der Medienwissenschaft und bezeichnet ursprünglich das Auseinanderklaffen von bildlich dargestellter und erklärend gesprochener Information. Schon die Veränderung eines sprachlichen Stilmittels kann dafür sorgen, dass die Übersetzung eines Satzes nicht mehr zu dem Bild passt, welches er begleitet.
Schließlich tritt gelegentlich der Fall ein, dass auch die Bilder eines Originaltextes der Zielkultur angepasst werden müssen. Dies kann beispielsweise bei Schulbüchern oder in der Werbung notwendig sein. Manchmal reicht das Austauschen einiger Bilder aus, um beispielsweise die Hauptpersonen eines Fremdsprachenbuches in Namen und Aussehen an das Einsatzland anzupassen. In einigen Fällen ist jedoch eine komplette Lokalisierung, also eine Anpassung an die Zielkultur, notwendig. Die Darstellung einer leicht bekleideten Frau oder eines homosexuellen Paares beispielsweise könnte je nach Kulturraum für weit mehr Aufsehen sorgen, als die Werbung es eigentlich beabsichtigt. Denn: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.