Manche werden Weltfußballer des Jahres, andere erhalten den Oscar oder den Nobelpreis: In vielen Berufen ist es üblich, dass herausragende Leistungen mit angesehenen Preisen ausgezeichnet werden. Jedes Jahr werden unzählige Auszeichnungen vergeben – für Kunstschaffende genauso wie für Handwerker oder Ärzte. Doch wie sieht es eigentlich mit Übersetzern aus? Können auch sie im wahrsten Sinne des Wortes „preisgekrönte“ Arbeit abliefern?
Tatsächlich gibt es sogar eine ganze Anzahl von Preisen, die für besondere Leistungen von Übersetzern vergeben werden. Aber: Der überwiegende Teil davon bezieht sich auf literarische Übersetzungen oder sogar auf spezifische Bereiche wie Poesie. Alle zwei Jahre wird in Deutschland beispielsweise der Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung vergeben, in diesem Jahr an Uljana Wolf. Die American Literary Translators Association vergibt ihre nationale Auszeichnung jährlich, im vergangenen Jahr ging sie an Eugene Ostashevsky und Matvei Yankelevich.
Natürlich bedarf es größerer Kunstfertigkeit, ein Gedicht zu übertragen als einen Vertrag, aber anspruchsvoll ist sicher beides. Wettbewerbe im nichtliterarischen Bereich sind jedoch kaum vorhanden. Einige wenige Möglichkeiten gibt es aber doch, um sich mit den Kollegen zu messen.
Auf der Übersetzer-Plattform ProZ.com beispielsweise werden immer wieder Wettbewerbe angeboten. Zwar geht es auch hier in erster Linie um Texte literarischer Natur, jedoch muss nicht gleich ein ganzer Roman übersetzt werden. Übersetzer erhalten so eine direkte Rückmeldung im Vergleich zur Leistung ihrer Kollegen, was in der Berufspraxis nur sehr selten der Fall ist. Ein netter Nebeneffekt: Wird ein Wettbewerb gewonnen, kann ein Übersetzer dies in seinem ProZ.com-Profil anzeigen.
Alles in Allem ist es schwer, für einen Auftrag des Tagesgeschäfts einen wirklich „preisgekrönten“ Übersetzer zu finden – schlichtweg, weil es an passenden Preisen mangelt. Aber schließlich erhalten ja auch nicht alle guten Schauspieler gleich einen Oscar.