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Kennen wir uns? – Falsche Freunde

„Falsche Freunde“: Wer in fremden Sprachen kommuniziert, muss sich neben Grammatik auch durch die Fallstricke des Vokabulars kämpfen. Gerade bei Sprachen aus einer Sprachfamilie kann man Wörter zum Glück regelmäßig ableiten, weil sie so ähnlich sind wie bereits bekannte Begriffe – sei es aus der „eigenen“ Sprache, also der Muttersprache, oder einer anderen Fremdsprache. Je enger die Sprachverwandtschaft, desto einfacher ist oft die Verständigung. Doch hierbei ist Vorsicht geboten, denn nicht immer haben Wörter, die ähnlich oder gleich klingen, auch die gleiche Bedeutung. Manchmal gibt es hier so große Unterschiede, dass die Verständigung beeinträchtigt ist. Mitunter sorgen diese „falschen Freunde“ aber auch für lustige oder gar peinliche Situationen.

Entwicklung in unterschiedliche Richtungen

Falsche Freunde oder „false friends“ stammen oft vom gleichen Begriff ab, haben sich aber im Laufe der Jahre oder Jahrhunderte unterschiedlich entwickelt. In anderen Fällen gab es früher einfach ein „sprachliches Missverständnis“, das zur Übernahme eines Wortes in eine andere Sprache geführt hat.

Als germanische Sprache hat das Deutsche besonders viele „falsche Freunde“ in ebenfalls germanischen Sprachen, besonders in den westgermanischen wie Niederländisch oder Englisch. Gerade im Englischen, das sowohl in der Schule als auch im Berufsleben besonders häufig gelernt oder genutzt wird, haben sich gewisse Fallstricke fast schon etabliert.

Was Englisch klingt, muss nicht Englisch sein!

So wird „aktuell“ oft fälschlicherweise mit „actually“ (engl. ‚tatsächlich, wirklich‘) übersetzt, wo „current“ die richtige Wahl wäre. Auch, wer etwas „bekommt“, entscheidet sich häufig für das falsche Verb, nämlich „become“ (engl. ‚werden‘) statt „get“. Doch besonders hinterhältig sind die „falschen Freunde“, wenn der Begriff auf Deutsch schon wie ein englisches Wort wirkt und sogar so geschrieben wird: Das Mobiltelefon, also unser „Handy“, heißt im Englischen „mobile phone“ oder „cellphone“. Wer es als „handy“ bezeichnet, benutzt dabei nicht einmal ein Substantiv, sondern ein Adjektiv, das so viel wie „praktisch“ bedeutet.

Ähnlich ist es auch beim berühmten „Silicon Valley“. „Silicon“ ist im Englischen nämlich nicht „Silikon“, sondern „Silicium“. Da Silciium ein wichtiger Bestandteil vieler Elektronikbestandteile ist, hat sich dieser Begriff geprägt. „Silikon“ wäre übrigens „silicone“ und ist für die im Silicon Valley ansässigen Unternehmen eher nebensächlich.

Auch im Dänischen gibt es einen Kandidaten für „falsche Freunde“, der in den letzten Jahren den Weg nach Deutschland geschafft hat: „hyggelig“ meint eine Art skandinavische Gemütlichkeit, aber niemals „hügelig“.

Das gibt es gar nicht!

Manchmal leiten einen „falsche Freunde“ fehlt und sorgen für Missverständnisse, die mitunter auch peinlich sein können. Manchmal hat das angedachte Wort aber nicht einmal eine Bedeutung in der vermeintlichen Herkunftssprache – Missverständnisse vorprogrammiert!

So gibt es im Französischen zwar das Verb „friser“ und das Substantiv „frisure“, die auch tatsächlich mit Haaren zu tun haben, sich nämlich auf gelocktes oder gewelltes Haar beziehen (entweder wird das Haar gelockt, „friser“, oder die Wellen, „frisure“, bestehen bereits). Derjenige, der eine solche Haarpracht zaubert, ist allerdings kein „Friseur“, sondern ein „coiffeur“. Friseur klingt zwar Französisch, existiert aber nur im Deutschen.

Der, die oder das?

Die deutschen Artikel sind sowieso schwierig, manch ein Sprachlerner wünscht sich da das Englische „the“ herbei, um nicht auswendig lernen zu müssen, welches Genus ein Wort hat. Und auch wenn Genusfehler selten zu Verständnisschwierigkeiten führen, sind es trotzdem Fehler. Auch hier verleiten die eigene Muttersprache oder andere bereits erlernte Sprachen dazu, das falsche Genus anzunehmen.

Die Sonne und der Mond sind klassische Gegensätze. Doch ist „die“ Sonne in vielen anderen Sprachen gar nicht weiblich, sondern hat einen männlichen Artikel und wird auch symbolisch als Verkörperung von männlichen Attributen gesehen. „Der“ Mond hingegen steht für das weibliche Prinzip und wird von einer Mondgöttin verkörpert. Das betrifft besonders die romanischen Sprachen, die darüber hinaus- bis auf das Rumänische – kein Neutrum kennen. Das sorgt bei Lernern zusätzlich für Schwierigkeiten.

Risiken vermeiden?

Würde man nun empfehlen, im laufenden Gespräch nur die Begriffe zu nutzen, bei denen man sich hundertprozentig sicher ist, dass sie in der Zielsprache auch so verwendet werden, könnte die Kommunikation für einige Leute sicherlich schwierig werden. Neben „falschen Freunden“ gibt es immerhin auch zahlreiche Fälle, in denen eine Ableitung aus der Muttersprache oder anderen bekannten Sprache funktioniert.

Wichtig ist nur, dass Personen, die professionell mit Sprache arbeiten, sich nicht fehlleiten lassen, sondern sich rechtzeitig absichern. Bei Übersetzern kann das durch ein Zweitlesen oder ein Lektorat durch einen weiteren Übersetzer erfolgen. Dolmetscher bereiten sich im Vorfeld auf ihren Auftrag ebenfalls sprachlich vor. Alle anderen sollten die falschen Freunde mit Humor nehmen, meist klappt die Verständigung trotz dieser Fallstricke.

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