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Man soll die Feste übersetzen, wie sie fallen

In jedem Kulturraum gibt es Feste und Feiertage, die zu einer bestimmten Zeit im Jahr gefeiert werden. Diese Anlässe haben oft religiöse Hintergründe, in vielen Fällen vermischt mit heidnischen oder sonstigen Bräuchen. Lange Tradition haben in Deutschland beispielsweise Weihnachten und Ostern, aber auch die Karnevalszeit. Hier muss niemand Feste übersetzen, denn sie gehören zu unserem Kulturkreis.

Es ist aber so, dass immer wieder neue Feste zu den bestehenden hinzukommen. Ein wichtiger Exporteur sind hierbei die Vereinigten Staaten von Amerika. Durch die Vernetzung der Welt und insbesondere Film und Fernsehen haben schon viele amerikanische Bräuche Einzug in Deutschland gehalten. Ein Beispiel ist Halloween.

Obwohl Halloween in Deutschland kein Feiertag ist, wird das Fest mit irischem Ursprung hierzulande mittlerweile an vielen Orten gefeiert. Am 31. Oktober, dem Tag vor Allerheiligen, verkleiden sich die Menschen und besuchen Partys; Kinder gehen von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten. Viele der amerikanischen Bräuche des Festes wurden also einfach übernommen.

Dabei ist das gar nicht so einfach, denn Halloween hat in Deutschland erst Ende des vergangenen Jahrhunderts überhaupt Bekanntheit erlangt. Ein frühes Ereignis, dass das Fest nach Deutschland brachte, ist der Film „Halloween“ aus dem Jahr 1978. Rund 20 Jahre bevor sich Halloween in Deutschland zu etablieren begann, stellte der Film Übersetzer vor eine große Herausforderung: Was sollten sie mit dem Titel machen?

Natürlich standen nicht nur die deutschen Übersetzer, sondern auch ihre Kollegen in vielen weiteren Ländern vor demselben Problem. Das Fest Halloween war wenig bekannt und sie mussten entscheiden, ob sie den Titel übernehmen, kommentieren oder übersetzen. Tatsächlich fanden alle genannten Varianten Verwendung. In Mexiko und Argentinien beispielsweise wurde der Titel einfach übernommen. In Deutschland entschied man sich für eine Erklärung und nannte den Film „Halloween – Die Nacht des Grauens“. Einen ähnlichen Weg wählten die Übersetzer unter anderem in Italien, Spanien und Brasilien. Andere Länder entschieden sich gegen eine Übernahme und erschufen einen neuen Titel: In Frankreich ist der Film zum Beispiel als „La nuit des masques“ erschienen.

Ob es nun besser ist, den Namen eines im eigenen Kulturraums fremden Festes zu übersetzen oder – kommentiert oder unkommentiert – zu übernehmen, lässt sich kaum sagen. Einzelne Aspekte bedürfen jedoch sicher der Übersetzung, wie im Falle von Halloween das berühmte „Trick or Treat“, mit welchem Kinder um Süßigkeiten bitten. Hierzulande hat sich hierfür „Süßes oder Saures“ durchgesetzt. Halloween als Begriff bedarf mittlerweile wohl auch keiner Erklärung mehr: 2007 erschien eine Neuverfilmung des Stoffes – in Amerika wie in Deutschland als „Halloween“.

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