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Gendergerecht übersetzen?

Das gendergerechte Schreiben ist in Deutschland ein Punkt, der immer wieder debattiert wird. Fraglich ist nicht so sehr, das Ob, sondern vor allem das Wie. PolitikerInnen, aber auch Wissenschaftler*Innen, Journalist_innen und Bürg_er_innen tragen zur Diskussion bei. Kein Wunder also, dass auch der Rat für deutsche Rechtschreibung sich intensiv mit dem Thema befasst hat. Eine Empfehlung für eine Schreibweise oder gar eine Festlegung will der Rat jedoch noch nicht aussprechen, sondern vorerst die Entwicklung weiter beobachten.

Generisches Maskulinum als Sammelbecken

Lange Zeit wurde im Deutschen das generische Maskulinum als ausreichend angesehen, um über (möglicherweise) gemischtgeschlechtliche Gruppen zu kommunizieren. Im Satz „Politiker entscheiden über das weitere Vorgehen“ ist ‚Politiker‘ entspricht zwar der männlichen Form, schließt aber alle teilnehmenden Politiker ein – völlig unabhängig von deren Geschlecht. Genauso wird aber gesagt, das generische Maskulinum klammere oder schließe Frauen sowie Personen, die sich anders identifizieren, gezielt aus. So wird durch geschlechtergerechte Formen versucht, Frauen bzw. Nicht-Männer deutlicher in die Sprache einzubinden. Teils wird auch eine neutralere Form der Substantive gewählt wie Studierende oder Geflüchtete – das bietet sich aber nicht für alle Begriffe an.

Da es derzeit keine Empfehlung gibt, wie eine geschlechtergerechte Form im Deutschen auszusehen hat, existieren zahlreiche Optionen parallel. Gendersternchen, Gendergap, Binnen-i sind nur einige von ihnen. Doch auch andere Sprachen kann es nötig sein, von hergebrachter Sprache abzuweichen.

Vermeidung des Mannes

Im Englischen enthalten viele Wörter ‚man‘. Damit ist nicht nur der Mann als männlicher Mensch gemeint, sondern eine Person – unabhängig von ihrem Geschlecht, ähnlich wie beim Deutschen ‚man‘ in „man sollte versuchen …“.

Auch im Englischen gibt es eine Diskussion um „gender inclusive language“. Wörter, die ein ‚man‘ beinhalten, könnten leicht verändert werden, um neutraler zu sein, empfiehlt The Writing Center der University of North Carolina.

Bestimmte Konstruktionen bei der Formulierung implizieren nämlich häufig auch ein bestimmtes Milieu: So wird im Spanischen wie im Deutschen das generische Maskulinum genutzt; in linken oder feministischen Texten wird aus ‚todos‘ (alle – das ‚o‘ weist auf die männliche Form hin, ‚todas‘ wäre eine reine Frauengruppe) dann ‚tod@s‘ oder ‚todxs‘. Für Sachtexte ist diese Sprache aber nicht immer geeignet.

Auch im französischsprachigen Raum gibt es ein Pendant zum Binnen-i oder dem Gendersternchen: Ein Punkt kann die Wortteile abgrenzen. Doch ähnlich wie in Deutschland wird auch hier diskutiert, dass die Lesbarkeit von Texten darunter stark leide. Formen wie ‚français·e·s‘ werden darum sowohl von der Académie française als auch von vielen Lehrern und Regierungsvertretern abgelehnt.

Wie lässt sich gendergerecht übersetzen?

Auch bei Übersetzungen kann es nötig sein, sich gendergerecht oder neutral auszudrücken. Das mag am Ausgangstext oder an besonderen Vorgaben der Zielsprache liegen. In jedem Fall sollte eine enge Abstimmung zwischen Autor bzw. Auftraggeber und Übersetzer stattfinden, wenn bestimmte Formulierungen gewünscht oder nicht gewünscht sind.

Weiterführende Links:

Sprache und Geschlecht (Übersetzer berichten auf TraLaLit): https://www.tralalit.de/2018/08/29/sprache-und-geschlecht/

Gender-Inclusive Language (University of North Carolina): https://writingcenter.unc.edu/tips-and-tools/gender-inclusive-language/

Déclaration de l’Académie française sur l’écriture dite „inclusive“ (Académie française): http://www.academie-francaise.fr/actualites/declaration-de-lacademie-francaise-sur-lecriture-dite-inclusive

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