Witze und Spaß gehören im Leben einfach dazu – manch einer erzählt regelmäßig lustige Anekdoten, ein anderer ist begeisterter Erzähler klassischer Witze. Doch die wirklich lustige Geschichte, die daheim gut ankommt, hinterlässt manchmal beim fremdsprachigen Geschäftspartner nur Fragezeichen. Oder man sieht sich als Übersetzer mit humorvollen Inhalten konfrontiert, die sich nicht so richtig spritzig übersetzen lassen … Wie global ist Humor eigentlich? Das schauen wir uns in diesem Artikel genauer an.
Witze übersetzen: Diese Schwierigkeiten gibt es
Erinnern Sie sich noch an die Anfänge Maschineller Übersetzungen, als Sprichwörter noch wörtlich übersetzt wurden? Vielleicht kennen Sie auch die humoristischen Postkarten mit Sprüchen wie: „This is not the yellow from the egg“? So ähnlich ist es auch mit Witzen: Wörtliche Übersetzungen gehen meist nach hinten los. Das gilt sowohl bei Wortspielen als auch bei längeren Witzen, die eine ganze Geschichte erzählen.
Um einen Witz gekonnt in eine andere Sprache zu übertragen, braucht es nicht nur sehr gute Sprachkenntnisse beider Sprachen, sondern auch ein Verständnis des jeweiligen Humors.
Als weitere Hürde muss aber bei der Lösung des Übersetzers auch immer der vorhandene Platz einbezogen werden: Wie lang darf die Übersetzung sein? Bei einem Buch gibt es mehr Kulanz als beim Untertiteln oder Übersetzen einer Fernsehserie.
Auch mögliche Reime, die ein Witz beinhaltet, können Probleme darstellen. Letztlich müssen Übersetzer immer zwischen wirkungsvollem Humor in der Zielsprache und dem Beibehalten aller Komponenten der Ausgangssprache abwägen.
Ist Humor global?
Die Frage, ob Humor weltweit ähnlich funktioniert, lässt sich ziemlich schnell mit „Nein“ beantworten. Zwar bedeutet „britischer“ Humor nicht, dass alle Briten trocknen Humor schätzen, aber allein diese Bezeichnung macht klar, dass verschiedene Kulturen tendenziell unterschiedliche Dinge lustig finden – nicht nur abhängig von möglichen Sprachspielen, sondern auch historisch bedingt.
Ostfriesenwitze beispielsweise sind ganz klar auf eine regionale Minderheit und die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften zugeschnitten. In anderen Ländern mag es zwar ebenso Volksgruppen geben, die diese oder ähnliche Eigenschaften haben (sollen) und die man daher bei einer Übersetzung dieser Witze nutzen könnte – aber auch Lage und Wetter sind bei vielen dieser Witze entscheidend, sodass eine wörtliche Übersetzung nicht zünden würde, wenn man statt Ostfriesen denselben Witz mit Bayern, Kärntnern oder Schotten erzählen würde. In den USA waren es übrigens häufig die polnischen Einwanderer, die für Volksgruppenwitze herhalten mussten. Das Schema ist dabei immer gleich: Man stellt eine Frage und findet die Pointe in der Antwort.
Doch darüber hinaus ist – ähnlich wie auch bei Schimpfwörtern – der Fokus des Humors global recht unterschiedlich. Auch in Deutschland gibt es schließlich nicht nur Frage-Antwort-Witze, sondern auch längere Geschichten, zum Beispiel über Fritzchen, das Möhrchen-Häschen oder über diverse Konstellationen von Personen, die in eine Bar kommen.
Theorien des Humors im Überblick
Dass die Menschheit schon seit Jahrtausenden humorvoll ist und Komik schätzt, scheint klar. Doch woraus Humor entsteht, ist nicht eindeutig geklärt – sonst gäbe es vermutlich bereits ein Witz-Rezept, das global funktionieren würde. Wissenschaftlich gesehen wird aktuell vorranging in drei Theorien des Humors unterschieden:
- Überlegenheitstheorie (z. B. Plato & Aristoteles): Lachen ist das Ergebnis des Gefühls, etwas Besseres zu sein, auch im Sinne von Schadenfreude
- Entladungstheorie (z. B. Freud & Shaftesbury): Lachen ist der Abbau innerer Spannungen und die Bewältigung von Angst
- Inkongruenztheorie (z. B. Kant & Schopenhauer): Lachen entsteht, wenn wir Widersprüche und Kontraste aufdecken
Die Inkongruenztheorie wird gemeinsam mit der Überraschungstheorie und der Inkongruenz-Auflösungstheorie zur Basis der aktuell vorherrschenden Humortheorie. Überraschungen, Gegensätze und Widersprüche sind auch bei mündlich vorgetragenen Witzen zentrale Elemente. Doch auch die Art und Weise, den Witz zu erzählen, kann maßgeblich zum Erfolg – oder Misserfolg – beitragen.
Übersetzen lustiger Inhalte: So klappt es
Wenn Sie Geschäftspartnern gerne einmal lustige Anekdoten erzählen, sollten Sie diese am besten gründlich vorbereiten, damit sie zünden. Doch für Übersetzer humoristischer Texte, Filme oder Serien besteht die größte Schwierigkeit im Kontrast zwischen der Ausgangs- und Zielsprache. Klassische Witze werden schließlich eher selten erzählt, häufig ist es die aufgebaute Situationskomik, zu der sowohl verbale Komponenten als auch die Leistung der Schauspieler beitragen, die Grundlage für den Humor bildet.
Wortspiele sind aus unterschiedlichen Gründen schwer zu übersetzen: Natürlich aufgrund der lexikalischen Unterschiede zwischen Sprachen, aber auch, weil beispielsweise eine undeutliche Aussprache die Grundlage der Komik sein kann.
Beispiel:
Englisch „peace“ (Frieden) klingt genauso wie „peas“ (Erbsen)
Frage: What do vegetables wish for, more than anything else in the whole world?
Antwort: Peas.
Der größte Wunsch vieler Menschen, nämlich Frieden, klingt genauso wie das englische Wort für „Erbsen“. Wörtlich ins Deutsche übersetzt geht dieser Witz allerdings völlig verloren:
Deutsche Übersetzung
Frage: Was wünscht sich Gemüse mehr als alles andere auf der Welt?
Antwort: Erbsen.
Ein guter Übersetzer würde hier also keine wörtliche Übersetzung wählen, sondern eine humorvolle Alternative wählen, die im Deutschen funktioniert. Das könnte – je nach Ausgangssituation – ein anderer Witz über Gemüse im Allgemeinen (oder Erbsen im Speziellen) sein, oder einer, bei dem der Weltfrieden im Fokus steht.
Witze maschinell übersetzen lassen?
Hier wird einmal mehr deutlich, warum Maschinelle Übersetzungen in einigen Fällen zwar heutzutage wunderbare und schnelle Alternativen zur Humanübersetzung sind, aber in bestimmten Konstellationen nicht das gewünschte Ergebnis bringen: Zwar kann KI heute oft schon Kontext in die Übersetzung einbeziehen, übersetzt also nicht Wort für Wort oder Satz für Satz, sondern kann auch Rückschlüsse aus dem bereits Geschriebenen ziehen – doch sie kann das Gesehene nicht analysieren. Übersetzer, die also Filme, Spiele, Serien oder Theaterstücke übersetzen, haben (hoffentlich) mehr Hintergrundwissen und können auch die Szenerie oder Mimik und Gestik in ihre Übersetzung einfließen lassen.
Quellen:
- Deutschlandfunk Kultur, Eike Christian Hirsch: „Warum hat der Ostfriese…“ (22.05.2024) unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/spassgeschichte-warum-hat-der-ostfriese-100.html, zuletzt am 08.10.2024.
- Banasiak, Ilona und Olpinska Magdalena: „Können übersetzte Witze auch witzig sein? Einige Überlegungen zu (Schwierigkeiten bei) der mündlichen Übersetzung von Witzen“, (Februar 2023) unter: https://www.researchgate.net/publication/368745257_Konnen_ubersetzte_Witze_auch_witzig_sein_Einige_Uberlegungen_zu_Schwierigkeiten_bei_der_mundlichen_Ubersetzung_von_Witzen, zuletzt am 08.10.2024.