Gesang und Musik sind universell – auch in frühen Kulturen wurde schon gesungen. Oft, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu erschaffen, beispielsweise im Rahmen von Riten oder Kampfhandlungen. Doch Lieder lassen sich nicht ganz einfach in eine andere Sprache übersetzen. Wie man hier am besten vorgeht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Genaueres beleuchten wir in diesem Beitrag.
Welche Schwierigkeiten gibt es beim Übersetzen von Liedern?
Lieder werden häufig von Instrumenten begleitet. Sie haben einen bestimmten Rhythmus und sind teils in Strophen und Refrain aufgeteilt. Allein das hat einen immensen Einfluss auf eine mögliche Übersetzung, schließlich soll das übersetzte Lied gesungen ebenso authentisch und gut klingen wie das Original.
Die Sänger sollen später den Sinn des Liedes mit ihrer Stimme transportieren. Gute Fremdsprachenkenntnisse und ein ausführliches Briefing ermöglichen das auch im Original – doch als Übersetzung wird die Nachricht auch zuverlässig an das Publikum transportiert.
Typische Herausforderungen bei der Liedübersetzung sind:
- Wie kann möglichst sinnerhaltend übersetzt werden?
- Werden Reime übersetzt? Ist das in der Zielsprache überhaupt sinnvoll möglich?
- Soll ein bestimmter Stil mit übertragen werden, z. B. Alliterationen?
- Wie lassen sich Takt und Rhythmus des Originals in der Zielsprache reproduzieren?
- Wie kreativ darf der Übersetzer sein und vom Ausgangstext abweichen?
- Wodurch klingt die Übersetzung schön, ist aber trotzdem verständlich?
- Gibt es in Ausgangs- oder Zielsprache Besonderheiten, beispielsweise bei Tonsprachen wie Chinesisch, Vietnamesisch oder Thai?
Hat eine Zeile zu viele Silben, kann der Takt darunter leiden – das Lied kann hektisch wirken. Sind es jedoch zu wenige, müssen möglicherweise Vokale ungewohnt langgezogen werden. Hier haben Liedübersetzer also eine verantwortungsvolle Aufgabe.
Kirchenlieder übersetzen
Viele übersetzte Lieder kommen auch aus dem religiösen Bereich. Ursprünglich wurde die Messe im Christentum auf Lateinisch zelebriert, mittlerweile sind es in den meisten Konfessionen die jeweiligen Landessprachen. Das hat sich auch auf die Lieder während des Gottesdienstes ausgewirkt. Um Kirchenlieder übersetzen zu können, muss der Übersetzer auch mit der jeweiligen religiösen Tradition vertraut sein.
Besonders Weihnachtslieder wurden in viele Sprachen übersetzt: „Stille Nacht, heilige Nacht“, das 1818 vom Pfarrer Joseph Mohr und dem Organisten Franz Xaver Gruber komponiert wurde, hat es mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO geschafft und wurde in mehr als 100 Sprachen übersetzt.
Musicals als mehrsprachiges Beispiel
In Musicals oder Filmen mit bedeutungsgebenden Liedern kann es mitunter erforderlich sein, dass die Songs übersetzt werden, damit das Publikum der Handlung folgen kann. Das kann, beispielsweise in der Oper und im Theater, über Übertitel erfolgen. Oft, um ein breiteres Publikum zu erreichen, wird aber auch eine Übersetzung angestrebt. Dies ist nicht nur bei klassischen Musicals der Fall, sondern den Meisten aus Disney-Filmen bekannt: Hier werden die im Film gesungenen Lieder üblicherweise ebenfalls übersetzt und eingesungen.
Der Hit „Let it go“ aus dem Film „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ (2013, Originaltitel: „Frozen“) wurde in mehr als 40 Sprachen und Varietäten übersetzt. So gibt es beispielsweise eine andere Version für lateinamerikanisches Spanisch als für europäisches Spanisch mit jeweils eigener Übersetzung: In Europa heißt das Lied „¡Suéltalo!“ (deutsch: „Lass es los!“), während in Lateinamerika der Titel „Libre Soy“ (deutsch: „Ich bin frei“) gewählt wurde. Beide Versionen wurden auch auf YouTube gegenübergestellt und zeigen, dass es wichtig ist, sowohl Übersetzer als auch Sprecher aus dem Kultur- und Sprachraum der Zielsprache zu wählen. Es zeigt sich auch, dass bei kreativen Übersetzungen durchaus ein großer Spielraum herrscht und Transkreation wichtiger ist als Wort-für-Wort-Übersetzungen.
Verzicht auf Song-Übersetzungen
In einigen Fällen können Lieder in der Originalsprache aber auch Authentizität ausstrahlen: Gerade bei Ritualen oder Zeremonien ist eine Übersetzung im Rahmen von Unter- oder Übertiteln die bessere Wahl – oder der komplette Verzicht auf eine Liedübersetzung. Das könnten andine Riten, aber auch auf Latein gehaltene Messen oder Gesänge in der Sprache von Ureinwohnern Papua-Neuguineas sein. Auch bei Filmen, die sehr populäre Lieder nutzen, wie aktuell das Bob-Dylan-Biopic „Like A Complete Unknown“, sollte auf eine synchronisierte Fassung bzw. Voice Over verzichtet werden: Ohne eine Synchronisation können diese Teile in Audios oder Videodateien besser wirken. Hier ist also eine enge Abstimmung zwischen dem Auftraggeber und dem Übersetzer erforderlich.
LEGINDA ist Ihr verlässlicher Partner bei Videoübersetzungen. Sprechen Sie uns gerne an, um ein individuelles Angebot zu erhalten!