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Literaturübersetzer im Wettstreit

Wie man eine gute Übersetzung erkennt, ist nicht immer pauschal zu entscheiden. Je nach Ausgangstext und Anlass gibt es unterschiedliche Faktoren, die bestimmen, ob eine Übersetzung gut ist. Spannend wird es im literarischen Bereich – denn zwischen einer wortgenauen und inhaltsgetreuen Literaturübersetzung gibt es ein breites Feld.

Übersetzungswettbewerb lebt auf

Bereits 1965 hatte die Freie Akademie der Künste in Hamburg zu einem Übersetzungswettbewerb aufgerufen, 2017 hat der Deutsche Übersetzerfonds gemeinsam mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung diese Idee aufgegriffen und einen weiteren öffentlichen Wettbewerb gestartet. Jeder konnte teilnehmen – ob erfahrener Übersetzer oder Laie – und das erste Kapitel von Don DeLillos „Great Jones Street“ aus dem Englischen ins Deutsche übertragen. Der Roman von 1973 ist bislang nicht auf Deutsch erschienen.

Die mehr als vierhundert Einsendungen wurden anonymisiert von einer fünfköpfigen Jury begutachtet. Ein Großteil der eingereichten Übersetzungen wurde von Laien erstellt, nur etwa ein Fünftel stammte aus der Feder von professionellen Übersetzern.

Die Schwierigkeiten einer Literaturübersetzung

Dass eine literarische Übersetzung in vielen Punkten anders funktioniert als andere Übersetzungen, hat Ulrich Blumenbach, selbst Mitglied der Jury, in der FAZ anlässlich der Veröffentlichung des Preisträgers – oder eher: der Preisträgerin – zusammengefasst: „Das Literaturübersetzen ist keine exakte Wissenschaft, für ein ausgangssprachliches Problem gibt es selten die eine allein seligmachende Lösung, aber Pociao schöpft aus dem Vollen, und immer wieder gibt es Anlässe zum Jubeln.“

Als Gewinnerin des Wettbewerbs geht also Pociao hervor, die bereits zahlreiche Romane übersetzt hat und in Bonn und Tanger lebt. Die Deutsche hat nicht nur originelle Lösungen für sprachliche Probleme gefunden, sondern auch das Gefühl des Originals von DeLillo beibehalten. Das ist nicht allen Einsendungen gelungen.

Sprachliche Hürden und handwerkliche Probleme

Auch wenn im Alltag einer literarischen Übersetzung die Erstfassung noch lektoriert wird und oft kritische Fragen gemeinsam diskutiert werden können, dürfen gewisse Fehler nicht vorkommen. Nach dem ersten Übersetzerwettbewerb von 1965 hat Dieter E. Zimmer eine „Art Sündenregister“ zusammengefasst und die mangelnden Übersetzerfähigkeiten der Teilnehmer gescholten. Ziel des Wettbewerbs von 2017 war es auch, Entwicklung und Fortschritte zu beobachten.

Zu wortgetreue oder zu blumige Übersetzungen, aber auch mangelnde Sprachkenntnisse, sorgten dafür, dass Einreichungen es nicht auf die vorderen Plätze schafften. Zu einer guten Literaturübersetzung gehört nicht nur das sprachliche Verständnis für den Text und die Fähigkeit, diesen zu übertragen, sondern auch das Gefühl für den Autor und seine Ausdrucksweise.

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