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Blick in die Zukunft: Lohnt es sich noch, Übersetzer zu werden?

Angesichts der rasanten technischen Entwicklung und ständig neuen – oft kostenfreien – Tools und Programmen, die Übersetzungen ermöglichen, stellt sich die Frage, ob sich das Lernen von Fremdsprachen noch lohnt oder sogar der Beruf des Übersetzers in absehbarer Zeit aussterben könnte?

Bereits vorweg: Wir sehen das Berufsbild des Übersetzers nicht in Gefahr. Übersetzer heute arbeiten mit anderen Hilfsmitteln als es noch vor zwanzig Jahren der Fall war. Genauso werden sich auch in Zukunft Arbeitsbereiche verändern, neue Programme in den Arbeitsalltag einfließen und die ein oder andere Aufgabe erleichtern. Eine komplette Ablösung durch maschinelle Übersetzer ist jedoch nicht in Sicht.

Technische Entwicklung

Das Internet sorgt dafür, dass Übersetzungsprogramme für jeden jederzeit nutzbar sind. Waren es anfangs katastrophale Übersetzungen, bei denen der Leser oft nicht einmal erraten konnte, was gemeint war, ist die Qualität mittlerweile brauchbar, teils sogar sehr gut. Denn mittlerweile werden nicht mehr nur Einzelwörter erkannt und nacheinander übersetzt, sondern durch Abgleiche mit bereits existenten Texten und Übersetzungen Wortkombinationen erkannt und grammatische Regeln beachtet.

Diese Neuronale Maschinelle Übersetzung ist in einigen Fällen tatsächlich bereits ein gute Vorstufe oder Ergänzung zu einer Humanübersetzung. Da sie in wenigen Sekunden verfügbar ist, muss man nicht abwarten, bis der Übersetzer alles ausführlich übersetzt und abschließend geprüft hat. Dafür liefert eine maschinelle Übersetzung aber auch nicht die Feinheit und Genauigkeit wie eine menschengemachte Übersetzung.

Die technische Entwicklung sorgt aber auch dafür, dass Übersetzer schneller und besser arbeiten können. Durch Translation Memory werden wiederkehrende Wörter, Sätze oder Passagen erkannt und können vom Übersetzer problemlos übernommen und – falls nötig – angepasst werden. Das spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch dafür, dass Texte bei wiederkehrenden Kunden zueinander kohärent sind.

Unabdingbar für alle, die Übersetzer werden wollen: Seltene Sprachen & Sprachkombinationen

Von vielen technischen Neuerungen können alle Übersetzer profitieren, gerade die maschinellen Übersetzungen sind aber nur in den Bereichen gut und brauchbar, in denen viele Daten vorliegen. Häufige Sprachkombinationen wie Deutsch-Englisch sind gut abgedeckt, doch wer online nach Übersetzungen ins Kurdische sucht, erhält nicht immer zufriedenstellende Qualität.

Gerade im Bereich der Klein- und Mikrosprachen sind menschliche Übersetzer also nach wie vor besonders gefragt. Ihre sprachliche und fachliche Kompetenz kann kein Computer ersetzen.

Fachkenntnisse & Branchenwissen

Generell gilt aber, dass Übersetzer mit speziellen Fachkenntnissen oder Quereinsteiger mit Erfahrungen in einer bestimmten Branche Vorteile gegenüber Maschinen haben. Je spezieller das Vokabular ist, das gefordert wird, desto seltener „trifft“ ein Computer die richtige Übersetzung.

In vielen Sprachen haben sich Homonyme entwickelt, also Wörter, die zwar gleich geschrieben werden, aber eine unterschiedliche Bedeutung haben. Uns Menschen erschließt sich die richtige Bedeutung aus dem Kontext, meist den vorhergehenden Sätzen, teils aber auch aus einem anderen Wort – oft dem Verb – im Satz:

„Das Produkt hat einen gravierenden Mangel.“

„Herbert leidet unter einem Mangel an Vitamin D.“

Im ersten Satz entspricht der Mangel – also der nicht zufriedenstellende Zustand – im Englischen einem „defect“ oder „fault“, während der Mangel als „zu wenig von“ mit „lack of“ oder „shortage“ übersetzt würde. Die automatischen Übersetzer haben sich hier stark verbessert, würde aber in einem der Folgesätze nicht mehr von Herbert oder dem Produkt gesprochen werden, hätten sie keinen Zusammenhang mehr, ob sich der Mangel auf eine Person oder einen Gegenstand bezieht. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Übersetzung innerhalb eines ganzen Textes nicht stimmig ist.

Extremer ist es bei Fachterminologie, denn einige Spezialbegriffe werden in kostenlosen Onlinewörterbüchern und auch der Maschinenübersetzungssoftware gar nicht geführt. Hier sollte also immer ein menschlicher Fachübersetzer dafür sorgen, dass der Text korrekt in die Zielsprache übertragen wird.

Besondere Aufgaben beim Übersetzen

Zusätzlich zu besonderen Fachbereichen oder Spezialisierungen gibt es auch weitere Segmente, in denen Humanübersetzer dauerhaft gefragt sein werden. Gerade im Bereich der Literaturübersetzungen geht es häufig um den persönlichen Stil eines Autors, aber auch bestimmte sprachliche Bilder, die beim Leser erzeugt werden sollen. Hier ist das Fingerspitzengefühl eines menschlichen Übersetzers auf besondere Weise gefragt, denn während NMT bei anderen Textsorten durchaus gut verständliche Ergebnisse erzielen kann, gehören Literatur und Poesie zu den Bereichen, die manuell übersetzt werden sollten.

Dann gibt es aber auch besondere Aufgaben, die Übersetzer übernehmen, beispielsweise das Beglaubigen von Übersetzungen. Eine Maschine arbeitet zweifellos akkurat, doch bei beeidigten Übersetzern geht es tatsächlich um die Bestätigung, dass die Übersetzung inhaltlich dem Original entspricht. Meist wird eine solche Beglaubigung für Personenstandsurkunden oder Zeugnisse gefordert – hier wird Übersetzern angesichts der anhaltenden Globalisierung auch zukünftig nicht die Arbeit ausgehen.

Aussicht für häufige Sprachen & Sprachkombinationen

Und wie sieht es mit häufigen Sprachkombinationen, eben Deutsch-Englisch oder anderen beliebten Übersetzersprachen aus?

Auch hier müssen Übersetzer nicht mit einer schnellen Arbeitslosigkeit rechnen. Die Maschinenübersetzungen sind zwar gut und werden immer besser, können aber – wie bereits gezeigt – nicht alle Bereiche zufriedenstellend abdecken. Erleichtern können Sie den Arbeitsalltag von Übersetzern aber trotzdem, eventuell sorgen sie auch für eine teilweise Verschiebung der Tätigkeiten hin zum Lektorat und Korrektorat. Für gute Übersetzungen werden Privatpersonen und Firmen auch weiterhin ein Budget einplanen.

Übersetzer sollten Maschinen also nicht als Konkurrenz sehen, sondern als Ergänzung für ihre eigene Arbeit.

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