Die Qualität maschineller Übersetzungen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dank verbesserter Berechnungswege kann eine Neuronale Maschinelle Übersetzung (NMT) Texte mittlerweile verlässlich übersetzen und den Sinn erfassbar machen. Noch dazu steht sie innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung. Nach wie vor wird durch maschinelle Übersetzungen jedoch nur der Sinn eines Ausgangstextes offenbar – eine tatsächliche Nutzung als Übersetzung, beispielsweise in der Korrespondenz, als Veröffentlichung oder im Geschäftsleben wird nicht empfohlen, da sehr häufig sprachliche oder fachliche Ungenauigkeiten oder Fehler enthalten sind. Welche Rolle die Nachbearbeitung (Post-Editing) dabei spielt, soll im Folgenden erklärt werden
Häufig lohnt sich eine NMT (gerade bei besonders umfangreichen Texten), um festzustellen, ob eine Übersetzung in Gänze oder Auszügen sinnvoll ist. Wurde das bestätigt, kann eine Nachbearbeitung der maschinellen Übersetzung sinnvoll sein. Das nennt sich auch „Post-Editing“.
Was ist Post-Editing?
Beim Post-Editing (PE) wird eine maschinelle Übersetzung bearbeitet, um zu einer besseren Übersetzung zu werden. Übersetzer bezeichnen PE oft als Mischung aus Übersetzen und Korrekturlesen. Dabei gibt es zwei Ziele: Die maschinelle Übersetzung so anzupassen, dass die Verständlichkeit verbessert wird oder einen veröffentlichungsreifen Text zu erstellen. Je nach Ziel ist das PE für den Übersetzer mehr oder weniger aufwändig.
Eine maschinelle Übersetzung plus leichtes Post-Editing (Light Post-Editing) ist deutlich schneller und günstiger als die Anfertigung einer „vollständigen“ Übersetzung. Auch für den Übersetzer geht das Post-Editing – bei einer guten maschinellen Übersetzung – schneller als eine reguläre Übersetzung.
Gerade bei einer bestehenden Zusammenarbeit zwischen Kunde und Übersetzer kann bei der maschinellen Übersetzung auch auf bereits vorhandene Übersetzungspassagen aus früheren Aufträgen zurückgegriffen werden. Durch die Translation Memory werden wiederkehrende Begriffe und Passagen erkannt und so schnell in die Übersetzung eingefügt. Dabei handelt es sich nicht um maschinelle Übersetzungen, sondern um gespeicherte manuelle Übersetzungen.
Beim Light Post-Editing wird der Text also verständlich, mit einer kompletten Humanübersetzung ist das Ergebnis aber nicht vergleichbar. Im Gegensatz dazu gibt es noch das Full Post-Editing. Hier soll dann nicht mehr unterschieden werden können, ob eine maschinelle Übersetzung der Ausgang für die Korrektur war oder eine Humanübersetzung.
Wann ist Post-Editing sinnvoll?
Geht es nur um das grobe Verständnis eines Textes, reicht oft eine NMT aus. Bei Leginda erhalten Sie NMT für die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Für andere Sprachen ist die Qualität der maschinellen Übersetzungen selbst für ein grundlegendes Verständnis oft noch nicht ausreichend.
Sollen einige Passagen noch besser verständlich werden oder die firmeneigene Terminologie nutzen, sollte ein Post-Editing beauftragt werden. So wird der Text noch einmal durch einen professionellen Übersetzer geprüft und angepasst.
Je nach Qualität der vorgelegten maschinellen Übersetzung und Nutzungsabsicht durch den Kunden kann es aber auch sinnvoll sein, kein Post-Editing in Auftrag zu geben, sondern eine reguläre Übersetzung anzufordern. Einige Übersetzer verzichten sogar ganz darauf, Post-Editing anzubieten, da die Nacharbeit einer maschinellen Übersetzung zu einem veröffentlichungsreifen Dokument aufwändiger sein kann als eine komplette Neuübersetzung.
Konventionelle Übersetzung statt NMT & PE
Eine NMT sollte immer nur genutzt werden, um einen Text in seinen Grundzügen zu erfassen. Eine menschliche Übersetzung durch einen qualifizierten Übersetzer kann dann im Anschluss sinnvoll sein, wenn der ganze Text oder einzelne Passagen weitergehend genutzt werden sollen – sei es intern oder extern. Dabei achtet der Übersetzer – wie bei anderen Übersetzungsaufträgen auch – auf einheitliche Terminologie und beste Verständlichkeit. Unklarheiten und ungenaue Formulierungen werden vermieden und sprachliche sowie inhaltliche Fehler der Maschinenübersetzung korrigiert.
Hier spielen auch das Thema des Textes und die Fachrichtung eine Rolle. Maschinelle Übersetzungen arbeiten immer mit bereits vorhandenen Daten, können aber „dazulernen“, wenn sie mit mehr Informationen gefüttert werden. Sie werden also laufend besser. Trotzdem können gewisse Feinheiten von Maschinen nicht erfasst werden. Auch Homonyme werden nicht immer passend aufgelöst, gerade seltene Wortbedeutungen werden oft nicht berücksichtigt.
Post-Editing klingt also zunächst einmal nach einer attraktiven und schnellen Möglichkeit, maschinell übersetzte Texte besser zu verstehen und nutzbar zu machen. Geht es vor allem um das Verständnis, reicht eine leichte Nacharbeit oft aus. Im Endeffekt kann gutes Post-Editing aber auch bedeuten, dass eine komplett neue Übersetzung erstellt werden muss. Bietet ein Übersetzer also kein Post-Editing an, sondern eine Humanübersetzung von ausgewählten Passagen der NMT, ist das vorzuziehen, sofern nicht nur das grobe Verständnis des Textes im Vordergrund steht.