Modernste KI, die perfekte Übersetzungen anfertigt – so werden Maschinelle Übersetzungen von Laien häufig gesehen. Klar ist: Die Technik hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten massive Fortschritte gemacht, doch die vermeintliche Perfektion birgt zahlreiche Gefahren. Übersetzer fordern daher, dass KI-Übersetzungen stärker reguliert werden sollten. Warum sie dieser Meinung sind und was Sie als Auftraggeber von Übersetzungen darüber wissen müssen, lesen Sie bei uns.
Forderungen der Übersetzer
In einem offenen Brief (hier als PDF einsehbar) fordert der VdÜ, der Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V., gemeinsam mit A*ds (Autorinnen und Autoren der Schweiz) und der IGÜ (IG Übersetzerinnen Übersetzer aus Österreich) unter anderem die Regulierung generativer KI, den Schutz von Urheberrechten beim Training von Übersetzungs-KI, aber auch mehr Transparenz und Mitbestimmung durch Übersetzer.
In der aktuellen Praxis sehen die Literaturübersetzer eine Bedrohung von Kunst und Demokratie gleichermaßen. Menschliche Sprache von maschinengenerierter Sprache zu unterscheiden, dafür fehle es meist an Sprachkompetenz. Wird dann die maschinengenerierte Sprache nicht gekennzeichnet, sei das problematisch. Überdies: Häufig werden bereits angefertigte Übersetzungen ohne Einverständnis der Übersetzer genutzt, um KI-Systeme zur maschinellen Übersetzung zu trainieren. KI-generierte Texte müssen derzeit nicht gekennzeichnet werden – das KI-Gesetz der Europäischen Union strebt das jedoch an.
Was muss eine Literaturübersetzung leisten?
Eine Literaturübersetzung ist keine 1:1-Übertragung von Worten in eine andere Sprache: Es geht darum, dass der Übersetzer die Intention hinter dem Werk versteht, Meta-Ebenen erkennt und Zusammenhänge zum Weltgeschehen oder anderen Werken des Autors ziehen kann. Die besondere Sprache eines Autors soll auch in der Zielsprache spürbar sein, genauso muss die Übersetzung aber auch verständlich sein: Lange Schachtelsätze können ein Stilmittel sein, das beibehalten wird – manchmal ist aber auch eine Trennung erforderlich, um den Leser mitzunehmen.
Nicht umsonst gibt es spezielle Übersetzerpreise für Literaturübersetzer, die sprachliche Hürden überwinden und uns mit in andere Welten nehmen – oder uns unsere eigene wie einen Spiegel vor Augen halten. Menschengemachte Übersetzungen können an Wortneuschöpfungen teilhaben oder Sprachspiele gekonnt wiedergeben. Maschinelle Übersetzer können das so nicht – und das ist auch nicht schlimm.
Gefahren durch KI-generierte Übersetzungen
Werden KI-Übersetzungen ungeprüft weiterverwendet oder sogar veröffentlicht, birgt das Risiken. Denn maschinelle Übersetzungen sind mittlerweile ziemlich gut, aber eben trotzdem maschinell generiert.
Das bedeutet für Sie:
- Es findet keine Prüfung hinsichtlich der Kohärenz der Inhalte statt
- Es findet in der Regel kein Abgleich mit autorenspezifischer Terminologie statt
- Es ist nicht möglich, die Sprache an das Setting des Werks anzupassen (z. B. im Hinblick auf die gewählte historische Zeit)
- Gewisse bewusst gewählte Stilmittel des Autors werden nicht angemessen (oder an die Zielsprache angepasst) übersetzt
- KI-generierte Übersetzungen treffen keine begründeten Einzelfallentscheidungen für Übersetzungen, sondern arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten
Das Anfertigen von Übersetzungen ist keine leichte Arbeit, die problemlos und in allen Fällen auch von Maschinen übernommen werden kann, trotz der rasant fortschreitenden Entwicklungen im Bereich Machine Learning. Nicht umsonst gibt es auch für Übersetzungen ein Urheberrecht, wenn die erforderliche persönliche geistige Schöpfungshöhe erreicht ist.
Natürlich sehen die Literaturübersetzer auch ihren eigenen Berufsstand in Gefahr: Werden von Profis übersetzte Inhalte kostenlos und ungefragt zum Training von KI genutzt und dann für eine Literaturübersetzung verwendet, gehen die Übersetzer aktuell leer aus. Sie wünschen sich eine angemessene Bezahlung bei Nutzung ihrer Inhalte – sowie generell im Bereich KI.
Welche Chancen bergen KI-Übersetzungen?
Literaturübersetzungen sind teuer und risikoreich – jedenfalls aus Sicht von Verlagen. Übersetzer sehen sich das durch die oft standardisierten Preise anders. Trotzdem kalkuliert auch der Verlag mit einem Risiko: Das Buch muss sich schließlich verkaufen. Und sie bezahlen nicht nur den Übersetzer, sondern meist auch Lektoren, Setzer, Grafiker und übernehmen das Marketing.
Gerade bei unbekannteren Autoren oder Büchern, die eine neue Sparte im Verlagsprogramm besetzen, ist ein Buchprojekt also auch für den Verlag kein Einnahmegarant.
Mit maschinell generierten Übersetzungen können Verlage Übersetzungen zum einen schneller auf den Markt bringen (gerade bei Mangas ist die Zeit ein kritischer Faktor) und zum anderen Kosten einsparen. Bei seltenen Sprachen ist es manchmal auch nicht einfach, einen passenden Übersetzer mit Kapazitäten im gewünschten Zeitraum zu finden. Allerdings ist es möglich, dass in diesen Fällen auch die Datenqualität der maschinellen Übersetzungen noch nicht so hoch ist wie bei beliebten Sprachkombinationen.
Bedarf der maschinellen Übersetzung abwägen
Wer eine Literaturübersetzung beauftragen will, hat heute verschiedene Möglichkeiten. Besonders für aufstrebende Autoren, die ihre Bücher im Selbstverlag veröffentlichen, kann die Nutzung von KI für die Übersetzung die große Chance sein, einen neuen Markt zu erschließen. Allerdings kann die KI nur so gut, klar und eindeutig übersetzen, wie das Geschriebene bereits ist – ohne ein Post-Editing durch einen menschlichen Profi sollte keine KI-Übersetzung veröffentlicht werden.
Die menschliche Sprache ist individuell und kann Ihr Werk aus der Masse hervorheben. Das schaffen gute Literaturübersetzer.
Bei uns können Sie eine maschinelle Übersetzung (wahlweise mit Post-Editing) beauftragen, aber auch Humanübersetzungen mit Korrektorat oder Lektorat. Für alle Bedürfnisse und Ansprüche finden Sie in unserem Online-Portal die passende Auswahl.