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Wer sticht denn da? Sprache und Regionalismen

Sie sind in Europa meist klein, sie fliegen und sie saugen Blut. Im Sommer ist man vor ihnen weder zu Hause noch im Urlaub sicher: Die Rede ist von Stechmücken. Doch je nachdem, wo man sich aufhält, kann die Kommunikation schwierig werden.

Fliegen, Gelsen und Schnaken

In vielen Teilen Deutschlands wird die Stechmücke immer als „Mücke“ bezeichnet, eine Unterscheidung von nicht-stechenden Mückenarten wird in der Alltagssprache nicht gemacht. Die Gefahr, gestochen zu werden, schwingt bei dieser Benennung immer mit. Im Fränkischen meint „Mücke“ aber eine Fliege (und andersrum), während in man Österreich mit „Mücke“ nur die Zuckmücken meint, die oft abends in Schwärmen auftreten. Die Stechmücke ist in Österreich eine „Gelse“.

Und vollends verwirrend wird es, wenn in der Schweiz oder im Schwäbischen „Schnake“ gesagt wird. Denn die ist eigentlich eine separate, nicht stechende Mückenart und wird in einigen Regionen auch „Schneider“ genannt, was wiederum zu Verwechslungen mit dem Weberknecht führen kann, der ebenfalls manchmal als „Schneider“ bezeichnet wird. Da macht die bayrische „Staunze“ weniger Ärger, wird aber vermutlich in anderen Regionen ebenfalls nicht verstanden.

Muss Sprache eindeutig sein?

Prinzipiell ist an diesen Regionalismen nichts auszusetzen. Es zeigt, dass sich Sprache unterschiedlich entwickelt und sorgt beim Aufeinandertreffen von Personen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum immerhin für Gesprächsstoff.

Da aber die Stechmücke eine Gefahr birgt, nämlich das Gestochenwerden und – einige Arten in bestimmten Regionen – auch die Übertragung von Krankheiten, ist eine eindeutige Kommunikation manchmal nötig, um sich zu schützen.

In Malariagebieten wird man einer Stechmücke eher ausweichen wollen als einer Hausfliege. Warnt ein Franke einen Westfalen vor einer Fliege, schließt dieser vermutlich auf das falsche Tier und erkennt die Gefahr nicht.

Durch andere Sprachen behelfen?

Möglicherweise tendieren aus diesem Grund mittlerweile auch viele Deutsche zum Wort „Moskito“, das vom Spanischen oder Portugiesischen „mosquito“ kommt und früher vor allem für tropische Stechmücken gebräuchlich war. Das Wort „mosquito“ selbst kommt übrigens von „mosca“, der Fliege, und bedeutet „kleine Fliege“.

Eine grundsätzliche Änderung der Bezeichnung für Stechmücken im jeweiligen regionalen Sprachgebrauch ist aber nicht absehbar und zumeist auch nicht nötig, da die Verständigung vor Ort problemlos möglich ist.

Das Beispiel der Stechmücken zeigt aber, dass wir uns nicht aller Regionalismen immer bewusst sind und die Reflexion über unsere Sprache immer wieder zu Überraschungen führen kann.

Ein Gedanke zu „Wer sticht denn da? Sprache und Regionalismen“

  1. Danke für diese Aufklärung! Als in Württemberg aufgewachsener Nicht-Schwabe war für mich die Schnake trotzdem immer ein stechendes Insekt, was zu Verwirrung in meiner jetzigen Heimat in Thüringen führte.

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