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Tierische Sprichwörter: Listig, feige und stur?

Tiere begleiten uns Menschen schon seit Beginn unserer Geschichte. Teils kennen wir sie aus der Wildnis, teils sind sie Haus- und Nutztiere für uns. Kein Wunder also, dass wir ihnen mit der Zeit bestimmte Eigenschaften zugeschrieben haben, die wir von uns Menschen kennen. Und auch andersherum finden wir tierische Eigenschaften oder Züge an uns selbst wieder. Sprichwörter und Redewendungen rund um die Tierwelt sind aber international nicht gleich: Welche Charakterzüge wir in Tieren sehen, welchen Formen sie ähneln, und auch, welche Laute sie machen, unterscheidet sich.

Eigenschaften sind nicht überall gleich

„Listig wie ein Fuchs sein“ oder „du blöde Kuh“ schimpfen – wir kennen zahlreiche tierische Sprichwörter und sind damit nicht alleine. Die zugeschriebenen Charaktereigenschaften können sich bei Tieren aber unterscheiden genauso wie das Tier, das gewählt wird, um eine bestimmte Eigenschaft zu illustrieren. Das hängt natürlich mit der lokalen Fauna zusammen – Tiere, die man besonders häufig sieht, kann man besser einordnen.

In Europa betrifft das also besonders Nutztiere oder solche, die auf unseren Feldern, in den Wäldern oder am Himmel unterwegs sind. Es gibt hier einige Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachen, aber auch Unterschiede bei den zugeschriebenen Eigenschaften.

Diese Tiere vertreten Charaktereigenschaften:

  • Schlau: Fuchs (DE, EN, FR, IT), Eichhörnchen (ES)
  • Dumm: Kuh (DE, EN, FR), Gans (DE, IT)
  • Feige: Hase („Angsthase“, DE), Katze (EN: „scaredy-cat“), Huhn (FR: „poule mouillée“)
  • Mutig: Löwe (DE, EN)
  • Stur: Esel (DE), Maultier (EN, FR)
  • Stolz/eitel: Pfau (DE, EN, IT), Hahn (FR)

In unserem Kulturraum werden bestimmten Tieren oft eher positive oder negative Eigenschaften zugeschrieben – Schweine beispielsweise kommen im indoeuropäischen Sprachraum insgesamt schlechter weg als andere Tiere und werden als schmutzig und unordentlich tituliert.

Oft sind es auch Geschichten, die bestimmte Charaktereigenschaften von Tieren hervorheben, damit diese im Gedächtnis bleiben. So ist der Fuchs, auch Reineke genannt, schon in den antiken Fabeln Äsops gerissen und listig, der Wolf in den Märchen hungrig und böse. Die sieben Geißlein hingegen sind ängstlich, der Hase schnell – wenn auch nicht so schnell wie der Igel (bei den Gebrüdern Grimm) oder die Schildkröte (bei Jean de la Fontaine).

 

Tierische Redensarten: Historischer Hintergrund

Andere Sprichwörter und Redensarten sind einfach historisch gewachsen – wir kennen beispielsweise die „Eselsbrücke“, um dem Lasttier den sicheren Weg über ein (scheinbar tiefes und unsicheres) Gewässer zu ermöglichen und manövrieren auch uns mit einer Merkhilfe über ein „Hindernis“. Diese Begriffe sind oft sehr speziell und können nicht immer mit demselben Tier oder anderen Tieren übersetzt werden. Auf Englisch heißt die Eselsbrücke schlicht „mnemonic“, auf Russisch ist es „ключево́е сло́во“ (etwa: Schlüsselwort).

Ähnlich verhält es sich mit dem wohlbekannten Kater: Dieses Gefühl nach einem Abend mit zu viel Alkohol ist ein Wortspiel, das an „Katarrh“ angelehnt ist. Dementsprechend gibt es hier in anderen Sprachen keine Entsprechung, die sich ebenfalls auf Katzen bezieht.

Der Ausspruch „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts“ geht ebenfalls nicht auf ein Tier zurück – sondern auf einen Menschen: Karl Victor Hase. Er war Student und hatte 1854 einem Kommilitonen mit seinem Studentenausweis zur Flucht verholfen. Vor Gericht sagte er, was heute ein geflügeltes Wort ist. Das hat sich tatsächlich bis in die Niederlande durchgesetzt: „mijn naam is haas“.

Tiere am Himmel: Schäfchen und Makrelen

In Fabeln finden wir die Tiere nicht nur am Boden, sondern auch am Himmel. Doch da gibt es noch andere Dinge, die ab und zu wie Tiere aussehen: Wolkenformationen haben eigentlich lateinische Namen wie „Cirrus“ oder „Cumulus“ – umgangssprachlich nutzen wir aber Begriffe, die für uns mehr Inhalt transportieren, beispielsweise „Federwolken“ oder „Schleierwolken“.

Vom Feld an den Himmel kommen die flauschigen „Schäfchenwolken“, die wir in Deutschland kennen: Schäfchenwolken sind Cirrocumuluswolken, die aus kleinen, isolierten Wolkenfetzen bestehen. Aber was sollen „Makrelenwolken“ sein? Bei beiden Wolkenarten handelt es sich um Cumuluswolken, doch im Gegensatz zu den Schäfchenwolken sind die Altocumuluswolken leicht zusammengewachsen und oft länglich – das macht sie im Englischen zu „mackerel clouds“ oder einem „mackerel sky“ – also zu Wolken, die wie Makrelen aussehen.

Das finden auch die Norweger, dort heißen die Altocumulus nämlich „makrellskyer“ und auf Gälisch ist es der „spéir ronnach“, wobei „ronnach“ die Makrele ist. In Italien hingegen kennt man wie bei uns Schäfchenwolken, hier sagt man „cielo a pecorelle“.

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