Während in der Literatur und bei Literaturübersetzungen alle Bilder nur im Kopf und durch Sprache erzeugt werden, funktioniert das Übersetzen von Comics und Graphic Novels anders: Die Bebilderung ist vorgegeben und der dazu passende Text erläutert, illustriert sie aber nicht.
Comics sind für viele Kinder ein Einstieg ins Lesen, aber auch Erwachsene erfreuen sich an Graphic Novels, Mangas oder Comicbüchern. Denn Comics sind keineswegs einfache Bilderbücher, sondern oft ganz eigene Kunstwerke. Teils in Farbe, teils schwarz-weiß.
Sprache und Bild vereinen
Die Fusion von Sprache und Bild ist bei Comics besonders entscheidend, die Übersetzung entsprechend herausfordernd. Schließlich steht nur begrenzter Platz zur Verfügung. Comics bestehen aus einzelnen Bildern (Panels), die zu einer Geschichte zusammengesetzt werden. Jedes dieser Panels zeigt nur eine Momentaufnahme. Das, was fehlt, setzten wir in unserem Kopf selbst zusammen.
Die Handlung wird uns über Textkästen, Sprechblasen und Denkblasen mitgeteilt. Diese sind in allen Sprachen gleich gestaltet. Ist die Sprechblase gezackt, entsteht der Eindruck, die Figur würde brüllen. Da sich die Zeichner auf diese Symbolik geeinigt haben, muss der Übersetzer hier keine Veränderungen vornehmen.
Übersetzte Superhelden
Welche Laute entstehen, wenn ein Superheld seine Fähigkeit nutzt, ist aber von Sprache zu Sprache verschieden. Lautmalerei ist ein wichtiger Punkt bei Comics, denn so wird den Bildern mehr Leben eingehaucht. Diese „Soundeffekte“ werden gerade bei Kämpfen oft genutzt, allerdings nicht ausschließlich. Schläge werden mit „bäm“ oder „zack“ ausgeteilt – wer einsteckt, dem entfleucht ein „uff“. Öffnet jemand eine Flasche, lesen wir ein einfaches „zisch“, tritt er auf einen Ast, heißt es „knack“.
Diese kurzen Worte, die einen Laut beschreiben, gibt es in allen Sprachen: Während Wolverine von den X-Men seine Klingen mit einem „snikt“ ausfährt, wirft Spider-Man seine Netze mit einem „thwip“. Diese Geräuschwörter sind so populär geworden, dass sie bei Fans und Lesern auch unabhängig von den Bildern funktionieren. Liest man ein „snikt“, ist der Held aber noch nicht zu sehen, wird so trotzdem klar, dass Wolverine auftauchen wird.
Die Intensität des Lautes kann auch durch die Vervielfachung von Buchstaben ausgedrückt werden.
Sprache richtig verwenden
Eine weitere Herausforderung für den Übersetzer ist auch die Sprache bei Comics. Nicht nur die Fremdsprache, sondern vor allem die Tatsache, dass Comics häufiger Alltagssprache nutzen als andere Texte. Sie sollen unmittelbar und wirklichkeitsnah sein, dafür sind andere Vokabeln nötig. Dazu gehören auch Füllwörter, die sonst vermieden werden.
Das Übersetzen von Comics, Graphic Novels und Mangas ähnelt also einer eigenen Kunstform. Ob der Beruf des Comicübersetzers erstrebenswert ist, muss aber jeder Übersetzer für sich beantworten.
Quellen:
https://www.reprodukt.com/comics-machen-ubersetzung/
http://www.lesen-in-deutschland.de/html/content.php?object=journal&lid=606