Normalerweise ist es die Aufgabe eines Übersetzers, einen Text von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache zu übertragen. Gelegentlich kommt es aber vor, dass ein Ausgangstext sich nicht auf eine Sprache beschränkt, sondern zwei oder mehr Sprachen enthält. Die Gründe dafür können von einem simplen Zitat bis hin zu einem gezielt gesetzten Stilmittel reichen. Doch wie soll ein Übersetzer mit einem mehrsprachigen Ausgangstext ausgehen?
Diese Frage allgemeingültig zu beantworten fällt schwer, da viele Faktoren eine Rolle spielen. Schließlich gibt es mehrere Möglichkeiten, mit einer Mehrsprachigkeit umzugehen. Eine ist es, sie einfach zu ignorieren und einen einheitlichen Zieltext zu schaffen. Natürlich kann die Mehrsprachigkeit auch erhalten bleiben und beispielsweise durch Kommentare, Untertitel oder Fußnoten leichter verständlich gemacht werden. Im Folgenden sollen zwei Beispiele für die Übersetzung von mehrsprachlichen Texten betrachtet werden.
Beispiele für mehrsprachige Ausgangstexte
Das erste Beispiel stammt aus dem Bereich des Comics. Im Band „Der Großfürst“ der Reihe „Lucky Luke“ gibt es einzelne Sprechblasen in russischer Sprache. Diese stehen im französischen Original ohne jegliche Erläuterung. In der deutschen Version wurde mit Fußnoten gearbeitet: Die russischen Sprechblasen bleiben als Bildelement bestehen, wurden jedoch mit deutschen Übersetzungen unterhalb der Einzelbilder versehen. Kleinere russische Einsprengsel, wie das wiederkehrende „Da! Da!“ des Großfürsten, bleiben auch im Deutschen unkommentiert. So erhält die deutsche Version die sprachlichen Besonderheiten, bietet sie dem Leser aber auf vereinfachte Art dar.
Gleich mit drei Sprachen hantiert Quentin Tarantino in seinem Film „Inglourious Basterds“. Im Original wird Englisch, Französisch und Deutsch in nennenswertem Umfang gesprochen. Für das englischsprachige Publikum werden die englischen und deutschen Dialoge jeweils untertitelt. In der deutschen Synchronisation jedoch wurde lediglich das Französische (mit Untertiteln) erhalten, alle englischsprachigen Teile wurden komplett übersetzt und synchronisiert. Die Mehrsprachigkeit des Ausgangsmaterials wurde also teilweise ignoriert und zu einem einheitlichen Zieltext verarbeitet. Dieser ist für einen Zuschauer ohne entsprechende fremdsprachliche Kenntnisse leichter zugänglich, allerdings wird so auf einige Handlungsnuancen verzichtet.
Die beiden Beispiele illustrieren, dass es mehrere Wege für den Umgang mit mehrsprachigen Vorlagen gibt. Welcher Weg nun jeweils der bessere ist, kann nur im Einzelfall gesagt werden und ist letztlich oft Geschmackssache.