Wenn Gefühle und persönliche Überzeugungen die öffentliche Meinung stärker beeinflussen als Fakten, heißt das „postfaktisch“. Der Duden kennt den Begriff zwar noch nicht, wohl aber die Medien: Dort wird er im Zusammenhang mit Politik beziehungsweise allgemein der aktuellen Perzeption bestimmter Ereignisse verwendet. Die Oxford Dictionaries haben die Relevanz des Begriffes erkannt und die englische Entsprechung „post-truth“ zu ihrem Wort des Jahres erklärt.
Der Begriff setzt sich aus der lateinischen Vorsilbe „post“, also „nach“, und dem Wort „truth“, „Wahrheit“, zusammen. Die Vorsilbe „post“ tritt hierbei, so heißt es in der Erklärung von Oxford, in einer erweiterten Bedeutung auf: Es handelt sich nicht einfach um ein zeitliches „nach der Wahrheit“, sondern um einen Zeitrahmen, in dem das Konzept der Wahrheit keine Bedeutung mehr hat. Etwas Neues, in diesem Falle Emotionen, ist also an die Stelle der Wahrheit getreten. Der Begriff soll unter anderem während des Brexit-Votums und der Präsidentschaftswahl in den USA immer wieder aufgetreten sein. Denn dort hatten Emotionen und persönliche Ansichten einen größeren Einfluss auf die öffentliche Meinung als objektiv prüfbare Tatsachen.
„Post-truth“ als Begriff ist, schreibt Oxford, im Jahr 1992 zum ersten Mal in einem Aufsatz aufgetaucht. Ob sich die deutsche Entsprechung „postfaktisch“ oder weitere Übersetzungen wie das spanische „postverdad“ (bzw. „posverdad“) oder das französische „post-vérité“ durchsetzen, wird sich zeigen.
Weniger politischen Hintergrund hat das deutsche Jugendwort des Jahres 2017, das der Langenscheid-Verlag nun bekannt gegeben hat. Hier hat die Bezeichnung „fly sein“ gewonnen. Diese bezeichnet jemanden oder etwas, der oder die besonders abgeht, wie Langenscheid erklärt. Durchgesetzt hat sich der Begriff gegen Konkurrenten wie „isso“, „bae“ und den „Hopfensmoothie“.
Das Jugendwort des Jahres sowie das Wort des Jahres von Oxford stellen nur den Auftakt zur diesjährigen Auswahl erwähnenswerter Begriffe dar. Für den deutschsprachigen Raum sind zwei weitere Auszeichnungen interessant: das Wort des Jahres der Gesellschaft für deutsche Sprache sowie das Unwort des Jahres. Für Letztgenanntes können bis zum 31. Dezember noch Vorschläge eingereicht werden. Informationen gibt es unter http://www.unwortdesjahres.net/index.php?id=1.